Crowdsourcing-Plattformen schiessen zurzeit wie Pilze aus dem Boden. Für jeden Bereich gibt es solche Plattformen, sei es für das Design von Webseiten, Datenmanagement oder die Finanzierung eines Musikalbums. Die Plattformen treten dabei als Mittler zwischen Unternehmen / Organisationen und einer Community auf. Zum einen gibt es die Crowdfunding-Plattformen auf denen Künstler oder Organisationen ihre Projekte vorstellen und User diese mitfinanzieren können. Zum anderen die Human-Cloud-Plattformen, wo ein Pool von virtuellen Arbeitskräften auf Auftrag verschiedene Dienste für interessierte Unternehmen ausführt.
“While brands have been seeking ideas from consumers through TV and on social media profiles, crowdsourcing platforms and agencies are setting up and positioning themselves as cost-effective ways to gather content.” (Seb 2012)
Unternehmen wie Unilever, Procter & Gamble und Kia wenden sich an Mittler statt Facebook oder Twitter, weil sie sich durch solche Plattformen schneller innovativere Ideen erhoffen. Andere Unternehmen zögern hingegen noch, Crowdsourcing anzuwenden. Zum einen fürchten sie den Verlust von geistigem Eigentum, zum anderen war es lange Zeit schwierig, komplexe Prozesse auszulagern. Um die Bedürfnisse der Unternehmen besser zu befriedigen, entwickelten grössere Plattformen 4 Geschäftsmodelle. Mit diesen können auch komplexe Projekte koordiniert sowie der Verlust von geistigem Eigentum minimiert werden:
- Beim „Faciliator Model“ wird die Anonymität der User reduziert. Unternehmen haben Zugang zu Informationen über die User wie Lebensläufe, Fähigkeiten und erfüllte Aufgaben. Teilweise können die Unternehmen die Kandidaten interviewen, bevor sie diese anstellen. Ebenso werden die Arbeitsprozesse transparent gemacht. Die Plattform Elance bietet beispielsweise Projektmanagement-Werkzeuge an, mit denen Meilensteine erstellt, Berichte über den Projektstatus versandt oder auch erreichte Meilensteine mit Bezahlungen verknüpft werden können. // Beispiele: Elance, oDesk
- Das „Arbitrator Model“ eignet sich für unstrukturierte und komplexe Arbeiten, die Expertenwissen erfordern wie Design sowie Forschung und Entwicklung. Das Modell bietet Unternehmen je nach Bedarf Zugang zu einer spezialisierten Community, wo die spezialisierten User über einen Wettbewerb ausgewählt und für ein Projekt engagiert werden können. Ein grosser Vorteil für Unternehmen: Sie zahlen nur für die wertvollsten bzw. brauchbarsten Inputs. // Beispiele: crowdSPRING, InnoCentive
- Für grössere, jedoch einfache, repetitive Aufgaben wie das Vergeben von Tags oder das Aufräumen von Kontakt-Datenbanken eignet sich das „Aggregator Model“. Über eine einzige Oberfläche können Unternehmen Arbeiten auf eine grosse Anzahl von Usern aufteilen. // Beispiele: Amazon Mechanical Turk, NASA Clickworkers.
- Für hoch-komplexe Projekte eignet sich das “Governor Model”. Durch die Kombination von Projektmanagern und einer ausgeklügelten Software sollen individuelle Aufgaben aufeinander abgestimmt und koordiniert werden. Plattformen mit diesem Modell bieten ausgefeilte Projektmanagement-Methoden an wie sie auch offline innerhalb eines Unternehmens angewendet werden. Aufgaben von Unternehmen können gesammelt, in einzelne Aufgaben aufgeteilt und an verschiedene User verteilt werden. Daneben schliesst dieses Modell auch das Controlling sowie die Qualitätskontrolle der erfüllten Aufgaben mit ein. // Beispiel einer Plattform, die auf dem Governor Model beruht: TopCoder
Durch die 4 Geschäftsmodelle können Unternehmen die Risiken von Crowdsourcing auf die Plattformen abwälzen: Die Plattform wird zum ersten Kontaktpunkt für das Unternehmen und trägt die Verantwortung für projektbezogene Risiken.
Weitere Beispiele für Crowdsourcing-Plattformen gibt es hier, hier und hier.
Kaganer, Evgeny et al. (2013): Managing the Human Cloud. In: MIT Sloan Management Review, 54 (2).
Seb, Joseph (2012): Brands delve deeper into crowdsourcing. In: Marketing Week.